Public Affairs

Public Affairs umfasst die bewusste Entwicklung und Lenkung von politischen Steuerungsprozessen im Allgemeinen.
Die Mission des EKFZ speziell auf dem Gebiet des Gesundheitswesens besteht bzw. bestand darin, auf Defizite und Potenziale im Bereich des Themenkomplexes Ernährung und Gesundheit hinzuweisen, im gesellschaftlichen Diskurs zu kommunizieren und Entscheidungsträger auf diesem Feld mit seiner Expertise zu unterstützen.

Der Nutri-Score® hilft, Lebensmittel zu beurteilen

Verbraucherinnen und Verbraucher sollen Lebensmittel leichter bezüglich ihrer Nährwerte einschätzen können. Dazu wird eine neue, zusätzliche Nährwertkennzeichnung auf die Vorderseite der Verpackungen kommen. Im Jahr 2020 soll der Nutri-Score in Deutschland offiziell zugelassen werden. Ein entsprechender Verordnungsentwurf sei der EU-Kommission vorgelegt und von den EU-Mitgliedstaaten bereits notifiziert worden, heißt es in der Kurzmeldung des Deutschen Bundestages vom 11.05.2020.

Der Nutri-Score® besteht aus einer fünfstufigen, farbigen Skala von A (grün) bis E (rot). Der Buchstabe drückt die Gesamtbewertung für den Nährwertstatus eines Produkts aus. Dazu werden Kalorien sowie für den Körper günstige und ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet. Die Farbe Grün steht für eine positive, die rötlichen Farben für eine negative Beurteilung. Der Buchstabe, der für das jeweilige Lebensmittel gilt, wird groß hervorgehoben. Mit dem Nutri-Score® wird es eine einfache Möglichkeit geben, Lebensmittel einer Produktgruppe zu vergleichen, zum Beispiel Joghurt oder Wurstwaren untereinander, aber nicht Joghurt und Wurst miteinander. Zusatzstoffe, wie Süßstoffe oder Farbstoffe werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Hier ist der Blick auf die Zutatenliste immer noch notwendig. (Foto: Santé Public France)

Eine Beispielberechnung und weitere Informationen zum Download finden Sie hier.

Weiterführende Links:


Pandemie Adipositas – eine gewichtige Aufgabe für die Gesellschaft nicht nur am Europäischen Adipositas-Tag | 16.05.2020

Die Zunahme von Übergewicht und Adipositas ist nicht nur ein europäisches, sondern ein weltweites Gesundheitsproblem. Auch in Deutschland steigt die Zahl der Übergewichtigen weiterhin an. Etwa 60 % bzw. rund 25 % der Erwachsenen in Deutschland haben Übergewicht (Body Mass Index, BMI ≥ 25 kg/m2) bzw. Adipositas (BMI ≥ 30kg/m2). Personen mit Adipositas leiden häufiger an chronischen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und haben generell eine geringere Lebenserwartung als Normalgewichtige.

Doch Adipositas ist nicht nur ein Risikofaktor für Folgekrankheiten, sondern ist laut Expertenmeinung selbst eine chronische Erkrankung. Jedoch wird Fettleibigkeit in Deutschland immer noch nicht als Krankheit anerkannt, führt Prof. Hauner des Else Kröner-Fresenius-Zentrums aus. Durch eine Anerkennung als Krankheit würde eine Leistungspflicht der Kran­ken­ver­siche­rung, d.h. eine Kostenübernahme im deutschen Gesundheitssystem, wirksam werden. Laut Prof. Hauner werden bisher nur auf Kulanzbasis und von Krankenkasse zu Krankenkasse sehr unterschiedlich bis zu fünf Ernährungsberatungen bezuschusst. Die Maßnahmen sind somit zeitlich begrenzt und greifen viel zu kurz. Menschen mit Adipositas haben jedoch einen langfristigen Bedarf an professioneller Begleitung, um sie bei der lebenslangen Aufgabe eines erfolgreichen Gewichtsmanagements erfolgreich zu unterstützen. Auf diese Weise könnte gemäß den Erfahrungen des Ernährungsmediziners zumindest teilweise vermieden werden, dass Betroffene nicht unseriöse und unsinnige Programme zur Gewichtsreduktion in Anspruch nehmen. Diese Angebote würden zwar häufig schnelle Abnahmen des Körpergewichtes versprechen, würden allerdings in der Regel mit einem raschen Wiederanstieg des Gewichts einhergehen.

Bessere Erfolge bei der Behandlung von Betroffenen, die stark unter Adipositas leiden, könnten laut Prof. Hauner erzielt werden, wenn die Therapie sowohl die beiden Säulen Ernährung und Bewegung als auch verhaltenspsychologische Elemente beinhaltet. Diese sogenannte Basistherapie zur Gewichtssenkung sollte am Anfang immer einem chirurgischen Eingriff vorgezogen werden. Die Leitlinie zur Behandlung der Adipositas, herausgegeben unter anderem von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), beschreibt die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten. Der im Dezember 2019 von sieben Fachgesellschaften erstellte „Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP)“ betont die Bedeutung der Ernährungstherapie. Ungeachtet dessen ist dringend zu fordern, dass die Kostenträger Adipositas als Krankheit anerkennen und leitliniengerechte Therapieprogramme finanzieren, wie in anderen Ländern längst üblich. Jedoch sind nach Meinung von Prof. Hauner weitere Anstrengungen innerhalb der Gesellschaft erforderlich, um der Stigmatisierung und der Diskriminierung von Menschen mit Adipositas entgegenzuwirken und die multifaktoriell verursachte Adipositas als zentrale Aufgabe für unser Gesundheitssystem zu verstehen.


Nutri-Score® - ein Wegweiser für gesunde Ernährung - dank Aktivitäten des EKFZ

Quelle: forsa-Umfrage, Juli 2019 (1003 Befragte)

Mit Hilfe des Nutri-Score® kann der Verbraucher in Zukunft kinderleicht – anhand einer 5-stufigen Skala ähnlich der Bewertung von Kühlschränken – mit einem Blick erkennen, wie ein Lebensmittel hinsichtlich der Nährwert- und Energiebilanz einzustufen ist. Der Nutri-Score weist somit für jedes Lebensmittel einen Wert von A (dunkelgrün) bis E (rot) aus. Negativ bewertet werden dabei hohe Mengen an Zucker, Fett und Salz; positiv ins Gewicht fallen dagegen Ballaststoffe, Proteine sowie Obst, Gemüse und Nüsse.

Der Nutri-Score® wurde in Europa bereits von Regierungen in Frankreich (seit 2017), Belgien und Spanien (beide seit 2018) als bevorzugtes Nährwertkennzeichnungs-Modell auf freiwilliger Basis unterstützt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sprach sich im Herbst 2019 nach langwieriger Diskussion um eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung, für den farbbasierten Nutri-Score® in Deutschland aus, wodurch die Aktivitäten des EKFZ auf dem Gebiet des Public Affairs erfolgreich beendet werden konnten.

Prof. Hauner hatte sich im Vorfeld über institutsübergreifende Studien, als Sachverständiger bei der Anhörung des Ausschusses Landwirtschaft und Ernährung im Bundestag am 24.06.2019, anhand von öffentlichen Statements etc. für die Einführung des Nutri-Score® ausgesprochen. Durch die Präsentation der Ergebnisse der Verbraucherstudie Forsa auf der Pressekonferenz in Berlin am 16.09.2019 ließ sich der mediale Druck auf die Politik darüber hinaus noch verstärken.

Infolge des Zusammenschlusses zahlreicher Fachverbände unter Federführung von DANK (Deutsche Allianz für nicht übertragbare Krankheiten), unter maßgeblicher Mitwirkung von Prof. Hauner, konnte dieses große Medienecho erzielt werden. Aufgrund des eindeutigen Ergebnisses einer repräsentativen Verbraucherbefragung, in der sich fast 70% der Befragten für den Nutri-Score® ausgesprochen hatte, musste das bisher für eine Lebensmittelkennzeichnung vom BMEL favorisierte Modell „Wegweiser Ernährung“ ad acta gelegt werden.