01.02.2020

Nachlese zu News "Ernährungsmedizin: Fachgesellschaften fordern Lehrstühle und Inhalte im Medizinstudium" | veröffentlicht in der ErnährungsUmschau vom 27.01.2020

„Studien zeigen, dass unser Lebensstil eine entscheidende Rolle bei ernährungs-mitbedingten Erkrankungen spielt. Etwa ein Drittel der Ausgaben im deutschen Gesundheitssystem sind Fehl- und Überernährung zuzuschreiben. Damit ergibt sich ein hohes Präventionspotenzial, aber auch dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der Verbesserung der ernährungsmedizinischen Aus- und Weiterbildung!“ erläutert Prof. Hans Hauner, Direktor des EKFZ.

Bislang wird Ernährungsmedizin an den medizinischen Fakultäten nur auf freiwilliger Basis als Wahlfach angeboten und von nur etwa jedem 10. Medizinstudierenden belegt. Diese Beobachtung deckt sich mit der Aussage in den News der Ernährungsumschau (News vom 27.01.2020 | Redaktion  | "Ernährungsmedizin: Fachgesellschaften fordern Lehrstühle und Inhalte im Medizinstudium"), dass "ernährungsmedizinische Inhalte im Medizinstudium unterrepräsentiert sind."  Um das sich daraus ergebende Präventionspotential besser nutzen zu können, besteht dringender Handlungsbedarf den Ausbildungskatalog für das Medizinstudium zeitgerecht anzupassen. Da die Einflussnahme auf das Ärzte-Curriculum einen Jahre währenden Prozess darstellt, sind kurzfristige Maßnahmen erforderlich, um das Wissen der Ärztinnen bzw. Ärzte im Hinblick auf Ernährungstherapie und Prävention zu verbessern. Das jährlich stattfindende Update Ernährungsmedizin – unter Federführung von Prof. Hauner – leistet als Fortbildungsveranstaltung von etwa 350 Multiplikatoren dazu bereits jetzt einen wesentlichen Beitrag.  

Bereits 2018 stimmte der Deutsche Ärztetag der schon lange beantragten Einführung einer neuen Zusatzbezeichnung „Ernährungsmedizin“ im Rahmen der Weiterbildungsordnung für Ärzte zu. Auch hier erfolgte eine gewichtige Einflussnahme durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) unter Mitwirkung von Prof. Dr. Hans Hauner. Die bisherigen Kurse nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer 80 h + 20 h werden in Bayern von der Bayerischen Landesärztekammer unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Hauner seit Jahren durchgeführt, auch wenn es noch keine offiziell anerkannte Weiterbildung ist.

Basis und Voraussetzung für die bundesweite Weiterbildung, deren Vorgaben man bis 2020 ausformulieren will, werden die Ernährungskurse der Bayerischen Landesärztekammer sein. Bereits jetzt sieht die Weiterbildungsordnung für die Ärzte Bayerns [vom 24.04.2004 - in der Fassung der Beschlüsse des 77.Bayerischen Ärztetages vom 28. Oktober 2018 und in Kraft getreten am 01.05.2019] Weiterbildungsinhalte für verschiedene Facharzt und Schwerpunktkompetenzen rund um die Ernäh­rungs­me­di­zin vor. 

Die Zusatz-Weiter­bil­dung „Ernäh­rungs­me­di­zin" - "die in Ergän­zung zu einer Fach­arzt­kom­pe­tenz die Erken­nung, Behand­lung und Präven­tion ernäh­rungs­ab­hän­gi­ger Erkran­kun­gen sowie von Erkran­kun­gen, die durch ange­bo­rene oder erwor­bene Stoff­wech­sel­stö­run­gen hervor­ge­ru­fen sind", umfasst - ist   in den Kammer­be­rei­chen Berlin und Nieder­sach­sen bereits einge­führt worden und hat sich dort bewährt. Sie ist auch im Hinblick auf das derzeit gelten­de baye­ri­sche Weiter­bil­dungs­recht problem­los möglich (siehe Pressemitteilung anlässlich des 78. Bayerischen Ärztetags [BÄT] - Weiterbildung vom 14.10.2019). Am 1. Mai 2020 soll daher voraussichtlich mit der Einfüh­rung der Zusatz-Weiter­bil­dun­g "Ernährungsmedizin" in Bayern begonnen werden.

Die Aussage, dass es "trotz der hohen Relevanz ernährungsmedizinischer Versorgung an deutschen Universitäten keine Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie gibt" muss jedoch unserer Ansicht nach revidiert werden. Seit Jahren sind am Else Kröner-Fresenius-Zentrum der TU München der Lehrstuhl für Klinische Ernährungsmedizin (KEM) und die Professur für Pädiatrische Ernährungsmedizin (PEM) in die Ausbildung von Medizinern eingebunden. Auf diese Weise können angehende Mediziner von einer qualifizierten Lehre in der Ernährungsmedizin und einem facettenreichen Fortbildungsangebot profitieren.